Varroakonzept 2033

Mein Varroakonzept 2024

Als AGT Züchter halte ich mich streng an die allgemeinen Massnahmen der Befallskontrollen von Varroamilben im Frühjahr, der biologischen Massnahmen zur Befallsminderung im Jahresverlauf, das spezielle Hygieneverhalten der Bienen, das selbstständige Öffnen und Schliessen verdeckelter Brut (Recapping), die Befallsermittlung in den Monaten Juni bis November.
Ziel der Befallsermittlung über das Jahr ist es, festzustellen ob Völker ohne technische Säuren überleben können.
Dazu gibt es die verschiedensten Methoden, die ich hier beschreiben werde.

1. Varroa-Anfangsbefall zur Salweidenblüte
Diese Methode wurde seit vielen Jahren propagiert und ist auch in BeeBreed implementiert.
Da sich die Völker meistens schon in Brut befinden, ist diese Methode nicht unbedingt geeignet, da kaum Milben fallen. Die Auszählung soll über 3 Wochen erfolgen. Erfahrungsgemäss fällt in 3 Wochen so viel Gemüll an, dass die Milben schlecht zählbar sind.
Meine Erfahrung mit einer täglichen oder drei täglichen Zählweise hat sich bewährt, da bei gereinigter Windel die gefallenen Milben sofort sichtbar und zählbar sind. Der Aufwand der Kontrolle je Volk beträgt ca. 2-3 min.

2. Biologische Methoden ab Mai
2.1 Der Baurahmenschnitt
Die erste Massnahme der Erweiterung im Volk ist das Einhängen des Baurahmens. Dabei ist es egal ob ein Volk stark oder super stark ist. Den Baurahmen ordne ich immer an der Seite als Ersatz für das Schied an. Davor sitzen immer noch eine oder zwei Futterwaben. Der Baurahmen wird dadurch zum aktivsten Teil im Volk und die Futterwaben werden in kürzester Zeit bebrütet. Das sogenannte „Schieden“ entfällt für mich. Zu Trachtbeginn sind die Baurahmen bereits ausgebaut und die ehemaligen Futterwaben bebrütet. Bei einer Betriebsweise im 10er Dadant (Kaltbau) ist ein Schieden nicht nötig, denn das Futter und Pollen befindet sich auf der entgegen gesetzten Seite des Baurahmens.
Der Baurahmen ist halb geteilt, egal ob senkrecht oder waagerecht, sodass die verdeckelte Drohnenbrut erstmals nach 14 Tagen ausgeschnitten werden kann. Der Bautrieb wird dabei nicht unterbrochen, da bereits an der zweiten Fläche gebaut wird. Als Züchter schneide ich anfangs nur eine Hälfte der Fläche aus, denn die restliche Fläche soll auslaufen um die zukünftige Begattung der Jungweisel im Juni sicher zu stellen. Bei jeder späteren Entnahme von Drohnenbrut lasse ich immer einen Teil Drohnenbrut mit einer Fläche von 10 cm² stehen, damit bis weit in den August noch genügend eigene Drohnen vorhanden sind. Der Baurahmenschnitt reduziert die Milbenlast immens und ist keinesfalls zu unterschätzen, weil die Varroamilben gern in die sehr eiweissreiche Drohnenbrut gehen und als Ersatz die Bienenbrut erst nehmen, wenn die Drohnenbrut im Volk weniger wird. Wenn der gesamte Baurahmen also vollständig geschnitten wird, wandern die Milben sofort in die Arbeiterbrut.

2.2 Massnahmen im Juli
2.2.1 Königinnen über 25 Tage Käfigen
Auch in diesem Jahr habe ich bei 16 Völkern die Königinnen mittels Scalvinikäfige über 25 Tage gekäfigt und damit die Völker vollständig brutfrei gemacht.
Auf einer Dadant-Halbwabe mit Mittelwand wurde ein Scalvinikäfig auf den Unterschenkel angeschraubt.

Anfang Juli wurde die Königin in den Scalvinikäfig mitten ins Brutnest gesetzt.
Nach 10 Tagen werden die Völker durchgesehen und alle verdeckelten Zellen geschnitten.
Der Salvinirahmen


ist zu diesem Zeitpunkt vollständig ausgebaut und der Drohnenbau unter dem Scalvinirahmen reicht dann bis in den Unterboden. Wenn die meisten Drohnen aus dem Hauptdrohnenrahmen bereits ausgelaufen sind, kann der Drohnenrahmen entnommen und durch ein Schied ersetzt werden.
Das Verfahren eignet sich gut im Monat Juli, da die auslaufenden Bienen zu Flugbienen werden und vermehrt Nektar eintragen. Bevor die Königinnen wieder freigelassen werden, sind alle Honigräume abzunehmen. Der Brutraum hat die letzte Mittelwand ab 21.Juni erhalten, die bis Anfang Juli voll bebrütet ist. Die Bauerneuerung ist damit abgeschlossen. Meine Feststellung ist, dass alle Honigraumzargen bis zum 20. Juli voll getragen sind und der Brutraum nur an den Rändern mit Honig gefüllt war.
Die Königin hat nach dem Freilassen genügend Platz zum Brüten.
Trotzdem kann es Probleme bei der Wiederannahme geben. Von 16 Völkern mit Scalvinikäfige wurden 3 Königinnen nicht wieder akzeptiert und eine lag tot im Käfig.
Für diese Methode sind Reserveköniginnen auf jeden Fall vorzuhalten! Auf keinen Fall hochwertige Reinzuchtköniginnen zu diesem Zeitpunkt zusetzen. Nachdem ich eine Königin probeweise zugesetzt und diese verloren hatte, war ich sehr vorsichtig. Die Umweiselungen habe ich dann ohne Verluste ab Mitte September vorgenommen.
Nachteil dieser Methode ist, dass die Völker nach der Freilassung und Weiselkontrolle nach 4-5 Tagen mit Oxalsäure behandelt werden müssen. Zur Behandlung im Sommer reichen jedoch 5ml 3,5%ige Oxalsäure je Wabengasse nicht aus.
Entweder 4,2% Oxalsäure verwenden oder alternativ die Menge um den Faktor 1,2 erhöhen.
Bei 10 Waben, die mit Bienen voll besetzt sind, sind das statt 50 ml nun 60 ml 3,5%ige Oxalsäuredihydratlösung zu verabreichen.
Abzuraten ist von einer Behandlung wenn die Königin noch im Scalvinikäfig sitzt!
Ein vollständiges Entfernen der Milben aus dem Volk ist mit dieser Methode nicht möglich, da nach einer Woche immer noch einige Milben fallen. Deshalb sollte täglich der Totenfall an Milben erfasst werden.
Fazit zum durchschnittlichen Milbenbestand
bei der täglichen Windelkontrolle vom 14. bis 27.9.2024 = 2 Wochen:
0-1,5 Milben       = 9 Völker
1,6-2,5 Milben   = 4 Völker
2,6-4 Milben       = 3 Völker
Milbenbestand vom 7.11. bis 13.11.2024  = 1 Woche
0-1,5 Milben       = 7 Völker
1,6-2,5 Milben   = 5 Völker
2,6-4 Milben       = 4 Völker
Ab Anfang Dezember wird je nach Wetterlage eine letzte Windelkontrolle durchgeführt
Danach wird entschieden, welches Volk noch mit Oxalsäuredihydrat Lösung behandelt werden muss.
Im nächsten Beitrag wird die Dezemberkontrolle veröffentlicht und auch die Anzahl der Völker, die nachbehandelt oder nicht behandelt wurden.
Im Jahr 2023 wurde bei 4 Reinzuchtvölkern mit einem täglichen Milbenfall im Dezember über 14 Tage von 0-2 Milben keine Winterbehandlung durchgeführt. Es entstanden bei diesen Völkern auch keine Verluste. Diese Völker haben sich im Frühjahr 2024 zügig entwickelt und im Jahresdurchschnitt keinerlei Probleme mit Milben gezeigt. Diese 2022er Königinnen wurden nicht umgeweiselt und stehen für 2025 als Zuchtmütter zur Verfügung.


Wilfried Götze
26.11.2024

2 Antworten auf „Varroakonzept 2033“

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